Montag, 10. April 2017

Das Ende der Siedlung


Ich musste husten, eine Qualmwolke hatte mich direkt erwischt. Meine Füße taten weh, denn ich lief Barfuß über den heißen Boden. Es lag ein widerlicher Geruch in der Luft der nach verbrannten Fleisch roch. Ich sah mich um, sah die Überreste der Siedlung die uns seit einigen Tage Schutz hier auf der Insel bot. Weg, sie war einfach weg.

Vom eigentlich Kampf hatte ich nicht viel mitbekommen, als er anfing traf mich bei dem Beschuss irgendetwas am Hinterkopf und ich wurde ohnmächtig. Zum Glück wachte ich auf bevor das Feuer alles verbrannte. Ich suchte nach Leuten die Hilfe brauchten und ich versuchte die Tiere aus dem Stall zu retten, so viele wie es ging.


Ich lief an der Herberge vorbei sie brannte lichterloh, ich erinnerte mich wie ich vor der Herrin Wirtin tanzen musste. Wie Sun mittanzen musste und wie ihr nackter Körper mich erregt hatte. Ich erinnerte mich daran, dass Jam, Fire, Sun und ich nachts, wenn die Freien schliefen, in der Herberge saßen und Paga, Met oder Ale tranken.


Alles weg, verbrannt. Jetzt lag die Herberge in Schutt und Asche und alles was blieb waren Erinnerungen.


Oft saß ich Morgens im Kräuter- und Gemüsegarten und kümmerte mich um alles. Ich goss das Gemüse und ich zupfte Unkraut. Mit viel Leidenschaft hegte und pflegte ich diesen kleinen Garten. Alles niedergetrammpelt. 


Ich sah die Käfige der Sklaven die gefangen genommen worden waren. Die meisten Käfige waren leer, doch in ein paar von Ihnen saßen noch verkohlte Leichen. Ich erinnerte mich daran wie Freya dort eingesperrt war und ein Krieger sie verhört hatte. Sie wurde von den Nordleuten gefangen genommen und stand nun unter dem Verdacht ihnen alles über uns erzählt zu haben.


Außerdem hatte der Krieger noch die kleine Jägerin dabei, die Sun und ich ein paar Tage vorher noch verarztet hatten. Sie diente dem Krieger als Tisch und ich musste den Tisch decken. Die beiden hatten so Hunger, doch ich konnte nicht viel tun. Für Freya konnte ich gar nichts machen, der kleinen Jägerin konnte ich immerhin noch ein Stück Dörrfleisch in den Mund schieben. 


Mein Blick viel auf die Heilerei. Ich dachte an die Jägerin die wir verarztet hatten und ich dachte an den Wissenden dem ich Paga dorthin bringen musste. Dieser dürre alte Mann ließ mir sogar jetzt noch die kalten Schauer über den Rücken laufen wenn ich nur an ihn dachte. Ich hatte Angst vor ihm, jemand der mit den Priesterkönigen reden konnte war mir nicht geheuer. Wie ich später gehört hatte haben die Nordleute ihn umgebracht weil er sie verflucht hatte.


Was mir aber vor allem in Erinnerung bleiben wird, ist die Tatsache, dass wir Sklaven uns näher gekommen sind. Nicht körperlich, sondern bezüglich Vertrautheit, Respekt und Zusammenhalt. Vor allem mit Sun, Jam und Fire verband mich mehr. Wir halfen uns gegenseitig und wir passten auf einander auf. Wir saßen oft zusammen und redeten. Und faßt immer kam eine zu mir wenn es kalt wurde und wollte von mir gewärmt werden. Ich genoss es sie im Arm zu halten und zu wärmen, denn mir fehlten auch die Berührungen meiner Herrin. Aber es war nicht immer leicht für mich. Ihre Körper, so rund, so zart. Ihr Geruch so lieblich. Ihre Scham, oft aufblitzend, so wolllüstig und so provoziernd. Es gab einige Abende da schlief ich mit steifen Schwanz und pochenden Eiern ein.




Ich konnte aus diesem brennenden Inferno fliehen, viele Andere hatten nicht dieses Glück. Ich lief in den Wald um nach anderen zu suchen und ich hatte Glück. Ich fand Sun. Wir mussten uns verstecken weil auch Nordmänner noch durch den Wald liefen um entweder zu töten oder Gefangene zu machen.


Die Freude war groß als wir im Sumpf auf viele bekannte Gesichter stießen. Viele aus Belnend hatten es geschafft. Wir versteckten uns alle im Sumpf und warteten auf Schiffe die uns angeblich abholen sollten.


Alle Überlebenden waren froh als sie sahen wie die Schiffe anlandeten und wir an Board gehen konnte. Während der ganzen Überfahrt herrschte Schweigen, niemand sagte ein Wort, alle waren mit sich selber beschäftigt.


Ich fiel direkt auf die Knie als ich meine Herrin sah. Ich war so froh das ich wieder bei ihr war. Ich küsste ihre Füße und konnte endlich wieder ihren wundervollen Geruch wahrnehmen. Aber das Beste war, dass sie mich anscheinend auch vermisst hatte. Sie streichelte mir durchs Haar und hatte nur liebe Worte für mich übrig. Wie hatte mir das gefehlt, denn seit dem ich in der Siedlung war, hatte mich keine Herrin mehr berührt.      

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